11.7. – Wo Gastfreundschaft noch groß geschrieben wird…
Es hat geregnet. Stark. Wir haben uns also dazu entschieden, das einzige Haus aufzusuchen, das wir an unserer aktuellen Position finden konnten…
Eigentlich wollten wir nur im Garten Zelten und uns kurz unterstellen. Stattdessen wurden wir hereingebeten und durften unser Erdenburgisches Currygericht am Herd zubereiten. Das ist schwedische Gastfreundschaft <3
12.7. – Blauer Himmel
Nachdem wir jetzt die ganze Zeit Pech mit dem Wetter gehabt haben, ist es nun endlich soweit: blauer Himmel. Wenigstens ein bisschen… trotzdem hoffen wir jetzt auf besseres Wetter und denken, dass wir es bekommen werden. Kulinarisch hatte dieser Tag auch etwas zu bieten: bei uns gibt es nach den Nudeln ein himbeer-Keks-Crumble aus selbst gesammelten Himbeeren.
13.7. – Von Regen, Wehwechen und Süßigkeiten
Die ersten zwei Tage im Großraum Göteborg liegen hinter uns und wir sind endlich im Ur- Schweden angekommen. Wald, Wald, Wald. Sehr viel Wald. Aber, das war es ja auch was wir wollten. Unser heutiges Tagesziel war ein See mit dem Badestelle, den wir uns am Morgen zuvor in der Karte ausgesucht hatten und welchen wir heute unbedingt erreichen wollten, weil der Schmalzfaktor unserer Haare schon ein kritisches Level überstieg. Bis dahin mussten wir aber einige Hindernisse überwinden, uns um Blasen an den Füßen kümmern und am See verzweifelt (eine Stunde lang!) einen Schlafplatz suchen. Und das alles bei den ach so spontan auftretenden Regenschauern. Mithilfe eines halben Kilos Süßigkeiten und etlichen Keksen, welche wir vorher aber extra für Motivationszwecke (in Smutjes Lieblingssupermarkt ICA) gekauft haben ging es dann doch und wir konnten im See schwimmen. Das war zwar kalt aber – schlau wie wir sind – haben wir direkt warmes Wasser aufgestellt und uns damit gewaschen. Jetzt sind wir sauber, satt und müde. Gute Nacht!
Übrigens fragen wir uns die ganze Zeit, wer eigentlich diese ganzen alten Steinmauern aufgestellt hat und zu welchem Zweck und überhaupt?!
15.7. Von Salzwasser, Blaubeeren und Pfannkuchenversuchen
Das Wetter ist gut. Das erkennt man daran, dass die Sonne zu sehen ist.
Ronja freute sich sogar über ein bisschen Sonnenbrand, so verzweifelt waren wir auf Sonnenentzug. Wir wissen nicht, ob sich das Wetter unserem Ort anpasst, oder ob wir einfach nur Glück haben. Wir sind nämlich am Meer. Genauer gesagt an einem Fjord und genießen die 21 Grad. Weil es hier so schön ist, haben wir einen Tag Rast eingelegt und werden erst morgen weiter Wandern. Gestern haben wir eine schöne Singerunde am Strand gestartet und heute Blaubeeren gesammelt. Der Blaubeersaft schmeckt gut aber sieht vor allem aus wie eins: Blut. Zur Freude von Felix und Jerremy. „Kuck mal Smutje, an meinem Messer ist Blut, hahaha.“
Zu Blaubeeren passen ja theoretisch zu Pfannkuchen und wir haben ja auch eine Pfanne dabei. Außerdem haben wir eine tolle Pfannkuchenbackmischung gefunden und hielten es für eine gute Idee, 3 Kilo Teig anzurühren ohne vorher auszuprobieren, ob das wirklich klappt. Es klappt nicht. Zumindest nicht auf einem Spirituskocher. Jetzt versuchen wir – um den Teig nicht zu verschwenden – einen Kuchen im Wasserbad zu backen. Wünscht uns Glück.
Das sollten wir noch erwähnen: Finn wurde getauft. Sein Name ist fortan „Bro“ (Anfragen auf Erklärung bitte nach der Fahrt)
16.7. – Krabben und andere besondere Begegnungen
Die erste der drei besonderen Begegnungen des Tages geschah ungefähr um 2 Uhr morgens, als die Zeltplane beschloss unsere Gesichter zu liebkosen. Wir hatten zwar alle uns relativ wahrscheinlich erscheinenden Eventualitäten des Zeltzusammenbruchs durchgespielt und für entsprechende Vorkehrungen gesorgt. Allerdings entscheid es sich (aus uns völlig schleierhaften Gründen) der Schwerkraft nachzugeben. Schade. Wir entschieden uns entgegen Fines Vorschlag („einfach liegen lassen“) und bauten das Zelt wieder auf.
Die zweite Begegnung hatten wir angekommen an unserem Zielort Ödsmal: Auf einem ansonsten vollkommen verwaisten Parkplatz kamen nacheinander immer kleine Gruppen von Männlichen Jugendlichen, die alle an der gleichen Stelle stehen blieben und nach 2 Minuten, die sie auf ihre Handys gestarrt haben, wieder verschwanden. Das kam uns verdächtig vor! Nach anderthalb Stunden wagten wir es dann endlich, eine Kleingruppe zu fragen: „Excuse me, are you playing Pokémon go?“ Die Antwort: „Yes! And we are going to collect them all!“ Wir haben sehr gelacht.
Unsere dritte Begegnung hatten wir dann im Essenskreis: wir waren gerade drauf und dran unsere Spaghetti zu essen, als eine vierköpfige Familie auftauchte und “ der Familenvater uns mit den Worten „Delikatess! Delikatess!“ Zwei lebendige Krabben in unsere Mitte warf, die er partout nicht mehr mitnehmen wollte. Wir konnten ihn lediglich dazu überreden, eine Krabbe wieder mitzunehmen. Die andere tauften wir „Gurkan“ (schwedisch für Gurke) und ließen sie wenig später wieder ins mehr frei.
18.7. – Zäh wie Kaugummi – mit Happy End
Nach einer kalten Nacht – im Zwischenlager wieder vereinigt mit der anderen Wandergruppe, die wir an einen wunderschönen Badesee verbrachten, begannen wir den fast wolkenlosen Tag mit einem ebenso großen, wie notwendigen Ziel: Wir mussten von unserem Schlafplatz bis nach Ljungskiele wandern, da wir merkten, dass uns langsam das Essen ausging. Das Frühstück bestand noch aus Brot, den vier verbliebenen Scheiben Käse, ein bisschen Duokrem, Honig und Marmelade. Beim Mittagessen spitzte sich dann die Aufschnitt- und Aufstrichknappheit zu, und wir begannen unser Brot mit Pesto zu beschmieren, welches wir uns für Notfälle aufgehoben hatten. Der Weg dauerte ewig, denn trotz des schönen Wetters es kamen wir voran wie Schnecken. Wir schlugen uns durch Dickicht, wanderten an einer Landstraße entlang und entdeckten sogar Elchspuren.
Wir beschlossen, einen Schlafplatz zu suchen und Jona und Smutje aufbrechen zu lassen, um einzukaufen. Eigentlich dachten wir als Schlafplatz an eine ganz normale Wiese. Wir fragen den Bauern, verstanden aber nicht warum er sich partout weigerte, uns auf der Wiese schlafen zu lassen. Er versuchte uns die ganze Zeit mitzuteilen, dass wir doch woanders hingehen sollten. Eigentlich hatten wir alle keinen Bock mehr nur noch 100 meter zu laufen, doch er kam mit einem Quad wieder und signalisierte, dass einer oder eine von uns aufsteigen sollte, damit er uns den Weg zeigen könne. Fine fuhr mit und kam auch wenig später wieder an, dann war sie dazu fähig uns den Weg zu unserem wunderschönen Schlafplatz – einem See mit Grillplatz – zu zeigen, zu dem es sich dann doch noch gelohnt hat zu gehen.
24.7. – Auf wiedersehen, Schweden!
Die Zeit ist geflogen! Das Abschlusslager in Kragenäs haben wir hinter uns gelassen und befinden uns jetzt auf dem Rückweg.
Doch seit unserem letzten Post ist keineswegs nichts passiert… Unser Lager war nämlich grandios! Wir trafen uns am 20. in Uddevalla – einer nicht unbedingt schönen Industriestadt – und fuhren mit dem Bus in Richtung Norden. Wir können insgesamt nur in den höchsten Tönen von unserem Lagerplatz (dem Kragenäs Scout Center) sprechen. Wir wurden sofort mit offenen Armen empfangen und konnten uns beispielsweise alles ausleihen, was wir wegen unserer begrenzten Packkapazität nicht mitnehmen konnten. Außerdem und vielleicht am wichtigsten: Der Platz ist wunderschön!! Da treffen Wald auf Felsen auf Strand und Fjord – typisch Schweden. Die ersten beiden Tage hatten wir sogar ziemlich coole Gesellschaft – einen DPSG- Stamm aus Dortmund. Auf unserer To-Do Liste standen: Kanutouren über den Fjord, Singerunden, austesten des Kiosks, power-nappen und Spiele.
In dem Moment, in dem ich das verfasse, sind wir schon fast 22 Stunden unterwegs und kommen haben damit noch ein ganzes Stück vor uns… Ein Glück, dass wir unsere Nacht halbwegs gut und mit – den Umständen entsprechend – relativ viel Schlaf bestreiten konnten. Ein Hoch auf die Security Leute am Bahnhof, die uns das erlaubt haben!
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